12.08.2025
8 min Lesezeit
von Ann Jasmin Wiesen

Vertrauen ist gut,
Zero Trust ist besser!

„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ Nie hat ein Sprichwort so perfekt zu einem modernen Sicherheitsansatz gepasst wie zu Zero Trust. Während klassische Perimeter-Modelle zunehmend an ihre Grenzen stoßen, bietet das Zero-Trust-Framework eine zeitgemäße Lösung für verteilte Infrastrukturen, hybride Arbeitsmodelle und wachsende Bedrohungslagen. Durch granulare Zugriffskontrollen ohne implizites Vertrauen lassen sich Anwendungszugriffe besser schützen und das Schadenspotenzial nach Angriffen deutlich reduzieren. Kein Wunder also, dass Zero Trust heute zu den wichtigsten Konzepten moderner IT-Sicherheit zählt.

Warum klassische Firewalls nicht mehr ausreichen

Traditionelle Perimeter-Firewalls ziehen eine Schutzgrenze zwischen dem internen Unternehmensnetzwerk und dem öffentlichen Internet. Der gesamte Datenverkehr wird über diese Firewall geleitet, überprüft und gefiltert. Zweifellos war dieses Modell sehr effektiv, als Unternehmen ihre Systeme ausschließlich in eigenen Rechenzentren betrieben. Doch moderne IT-Landschaften sind nicht mehr an einen festen Standort gebunden: Cloud-Anwendungen verlagern Daten und Workloads nach außen, Remote-Arbeit erfordert den sicheren Zugriff von überall, und mobile Endgeräte, IoT sowie externe Partner vergrößern die Angriffsfläche erheblich.

Interne Netze sind traditionell nicht darauf ausgelegt, Schwachstellen frühzeitig zu erkennen oder deren Ausnutzung zu verhindern. Ihr Sicherheitsniveau beruht primär auf dem Schutz durch den Perimeter. Vernetzung über Organisationsgrenzen hinweg und die verstärkte Einbindung externer Dienste verlangen jedoch nach Sicherheitsfunktionen, die klassische Perimeter-Firewalls oft nicht bieten. Eine Architektur nach Zero-Trust-Prinzipien fokussiert deshalb den Schutz einzelner Ressourcen (Daten, Systeme, Anwendungen) und gewährleistet Informationssicherheit selbst in komplexen IT-Umgebungen mit verschwimmenden Netzgrenzen.

Bildlich gesprochen reichte es früher, ein großes Schloss an der Außentür anzubringen und nur vertrauenswürdigen Personen einen Schlüssel zu geben. Heute jedoch muss jeder Raum und jedes Fenster, auf jeder Etage, von innen und außen, mit einem individuellen Schlüssel gesichert und kontinuierlich überwacht werden. In einer immer dezentraleren und cloudbasierten IT-Welt ist das eine echte Herausforderung.

Genau hier setzt das Zero-Trust-Prinzip an.

Sicherheitsstatus: „Standardverweigerung“

Das Kernelement von Zero Trust ist die standardmäßige Zugriffsverweigerung nach dem „Deny by Default“- oder auch „Never trust, always verify“-Prinzip:

Unabhängig davon, wo sich ein Nutzer oder Gerät befindet, selbst innerhalb des Unternehmensnetzwerks, wird keine Entität automatisch als vertrauenswürdig eingestuft.

Stattdessen setzen die Grundprinzipien von Zero Trust auf kontinuierliche Authentifizierung und Autorisierung, die Vergabe minimaler Zugriffsrechte, Mikrosegmentierung von Netzwerken sowie permanente Überwachung und Analyse. Denn alle Geräte und Workloads – ob lokal oder in der Cloud – erfordern granulare Schutzmechanismen und Zugriffskontrollen.

Zero-Trust-Mechanismen fokussieren dabei in der Regel den Schutz der Integrität und der Vertraulichkeit geschäftskritischer Daten und Prozesse, während die Datenverfügbarkeit nur indirekt durch eine Begrenzung des Schadensausmaßes adressiert wird.

Mehr Leitprinzip als Produkt

Der Begriff „Zero Trust“ wird sowohl konzeptionell als auch herstellerspezifisch uneinheitlich verwendet – auch, weil das Architekturparadigma keinen verbindlichen Standard hat, der sich mit einzelnen Produkten vollständig umsetzen ließe.

Das fehlende, einheitliche Grundverständnis für Zero Trust macht auch die Interoperabilität zwischen Produkten oft komplex und erschwert es Unternehmen, eine effektive Zero-Trust-Strategie zu entwickeln und weiterzuführen.

Wichtig zu begreifen ist hierbei, dass Zero Trust vor allem Leitprinzipien für sichere Prozesse, Identitäten, den Aufbau von Systemen und deren Interaktion liefert – und dass aus diesen Prinzipien bedarfsgerechte Maßnahmen für Organisationen abgeleitet werden können, um die Daten und Geschäftsprozesse innerhalb ihrer IT-Infrastruktur wirksam zu schützen.

„Vertraue niemals, überprüfe immer“ – die Grundprinzipien und Vorteile von Zero Trust

🔴Zero Trust People: Strikte Identitätsverifizierung
Jeder Nutzer muss sich bei jedem Zugriff eindeutig ausweisen – idealerweise durch Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) in Kombination mit Zero Trust Network Access (ZTNA). Dadurch wird nicht nur die Identität überprüft, sondern auch die Zugriffsberechtigung für Anwendungen und Daten. Anders als bei herkömmlichen VPN-Lösungen erfolgt diese Kontrolle standortunabhängig und kontextbasiert.

🔴Zero Trust Device
Innerhalb einer Zero-Trust-Sicherheitsstrategie werden außerdem alle mit dem Unternehmensnetzwerk verbundenen Geräte als nicht vertrauenswürdig und potenziell bedrohlich eingestuft.

🔴Least Privilege Access (Minimale Rechtevergabe)
Zero Trust beschreibt ein aus dem „Assume Breach“-Ansatz entwickeltes Architekturdesign-Paradigma, welches im Kern auf dem Prinzip der minimalen Rechte aller Entitäten in der Gesamtinfrastruktur basiert: Im Rahmen von Zero Trust Sicherheitsarchitekturen erhält jeder User nur die Berechtigungen, die für seine Aufgaben unbedingt notwendig sind. Das reduziert sowohl das Risiko von Insider-Bedrohungen als auch die Möglichkeiten für seitliche (laterale) Bewegungen von Angreifern.

🔴Mikrosegmentierung (Zero Trust Network)
Anstatt das gesamte Netzwerk durch eine zentrale Schutzmaßnahme abzusichern, wird es in viele kleine, isolierte Segmente unterteilt. Jeder Zugriff zwischen diesen Bereichen muss immer wieder separat autorisiert werden. Zur Veranschaulichung: Selbst wenn ein Angreifer das „Haustürschloss“ knackt und ins Unternehmensnetzwerk eindringt, kommt er im Zero-Trust-Modell nicht weit, da jeder einzelne Raum – also jede Anwendung, jedes System, jeder Dienst – zusätzlich gesichert ist, überwacht wird und nur mit separater Berechtigung zugänglich ist.

🔴Zero Trust Daten: Schutz sensibler Informationen
Der Schutz geschäftskritischer Daten erfordert die Identifikation sensibler Speicherorte, die Analyse von Datenflüssen und die plattformübergreifende Durchsetzung klar definierter Zugriffsrichtlinien. Gleichzeitig müssen Rollen und Verantwortlichkeiten eindeutig geregelt sein – nur das Zusammenspiel von Technik und Organisation ermöglicht wirksame Datensicherheit im Sinne von Zero Trust.

🔴Kontinuierliche Bedrohungserkennung und Analyse
Zero Trust erfordert die durchgehende Überwachung und Analyse aller Aktivitäten im Netzwerk. Systeme wie SIEM, XDR oder SOAR erfassen sicherheitsrelevante Ereignisse in Echtzeit, korrelieren Datenquellen und erkennen mithilfe von KI-gestützter Anomalie-Erkennung verdächtige Muster. Damit erkannte Vorfälle schnell eingedämmt werden können, müssen Reaktionsprozesse und Zuständigkeiten klar definiert sein.

🔴Zero Trust Network Access (ZTNA)
ZTNA gewährleistet, dass Anwendungen und Daten nur autorisierten und authentifizierten Nutzern zugänglich sind. Im Gegensatz zu VPNs funktioniert ZTNA unabhängig vom Standort von Nutzer oder Gerät und bietet dadurch mehr Sicherheit für Cloud- und Remote-Szenarien. Ergänzende Technologien wie SASE, SD-WAN oder CASB lassen sich nahtlos integrieren und bilden so die Grundlage für eine zukunftsfähige Security-Strategie moderner Unternehmen.

🔴Außerdem: Zero Trust als Compliance-Helfer
Neben einem höheren Sicherheitsniveau unterstützt Zero Trust auch die Einhaltung gesetzlicher und regulatorischer Vorgaben. Datenschutz- und Sicherheitsstandards wie DSGVO, HIPAA oder NIS2 verlangen, dass der Zugriff auf personenbezogene und geschäftskritische Daten strikt geregelt, protokolliert und überprüft wird. Die Prinzipien von Zero Trust – insbesondere die Vergabe minimaler Rechte, kontinuierliche Authentifizierung und lückenlose Überwachung – helfen, diese Anforderungen gezielt umzusetzen. So wird nicht nur das Risiko von Datenschutzverletzungen reduziert, sondern auch die Compliance nachhaltig gestärkt.

Wie implementieren Unternehmen eine effektive Zero Trust Strategie?

Wie so üblich in der Cybersecurity, ist auch die Einführung von Zero Trust kein einmaliges Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess, dessen Integration in Bestandsinfrastrukturen ein Grundverständnis für die gesamte Zero-Trust-Architektur voraussetzt – sowie eine ganzheitliche Bestandsaufnahme der eigenen IT-Infrastruktur.

Für die erfolgreiche Implementierung sind folgende Schritte entscheidend:

  • Bestandsaufnahme & Priorisierung: Erfassen aller Nutzer, Geräte, Anwendungen und Datenflüsse sowie Priorisierung der zentralen Geschäftsprozesse.
  • Rollen, Verantwortlichkeiten und Policies: Klare Definition für granulare Zugriffskontrollen und automatisierte Zugriffsentscheidungen.
  • Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA): Starke Authentifizierung bei jeder Anwendungssitzung.
  • Mikrosegmentierung: Aufteilung von Netzwerkbereichen in abgesicherte Segmente zur Verhinderung lateraler Angriffe.
  • Zero Trust Network Access (ZTNA): Standortunabhängige, kontextbasierte Zugriffskontrolle als Ersatz für klassische VPNs.
  • Monitoring und Automatisierung: KI-gestützte Anomalie-Erkennung und Echtzeitüberwachung mittels SIEM, XDR und SOAR.
  • Kulturwandel & Schulungen: Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeitenden für nachhaltige Sicherheitsprinzipien.

 

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Mit diesem End-to-End-Ansatz sorgen wir dafür, dass Zero Trust bei Ihnen nicht nur ein Schlagwort bleibt, sondern zu einer gelebten Sicherheitsrealität wird.

Fazit: Zero Trust - Schluss mit der Schwachstelle Vertrauen!

Eine Zero Trust Sicherheitsstrategie bietet Unternehmen die Möglichkeit, Anwendungszugriffe proaktiv abzusichern und dadurch das Schadenspotenzial von Cyberangriffen signifikant zu minimieren. Dieser ganzheitliche Ansatz vereint bewährte Sicherheitsmaßnahmen und Best Practices in einem Framework, das insbesondere die Schutzziele Integrität und Vertraulichkeit konsequent stärkt.

Die Zeiten des impliziten Vertrauens sind vorbei – Zero Trust reduziert Risiken, verbessert die Compliance und ersetzt veraltete Sicherheitskonzepte wie VPNs durch flexible, cloudbasierte Lösungen, die den Anforderungen moderner IT-Landschaften gerecht werden.

Der Umstieg erfordert zwar eine strategische Planung und einen langfristigen Einsatz von Ressourcen, zahlt sich aber durch nachhaltige Sicherheit, reduzierte Komplexität und höhere Agilität aus.

Mit unseren spezialisierten Services begleiten wir Sie dabei umfassend: von der Analyse über die Architektur bis hin zur Implementierung maßgeschneiderter Zero-Trust-Netzwerk- und Sicherheitslösungen. Dazu zählen unter anderem Zero-Trust Readiness Assessments zur Bewertung Ihres Sicherheitsreifegrads, GAP-Analysen nach internationalen Standards zur Identifikation von Schwachstellen sowie der Aufbau moderner, segmentierter Netzwerkstrukturen mit konsequenter Zugriffskontrolle und kontinuierlicher Verifikation.

Vertrauen Sie uns? ;-)

Wir verstehen Zero Trust als einen dynamischen, kontinuierlichen Prozess, der sich stetig weiterentwickelt. Deshalb sind wir Ihr verlässlicher Partner für nachhaltige Sicherheit – mit tiefgreifender Expertise und individueller Beratung, die Sie bei jedem Schritt begleitet.

Sprechen Sie uns gerne an – gemeinsam gestalten wir Ihre Zukunft mit sicheren, zukunftsfähigen IT-Architekturen!

Haben Sie Interesse an einem unverbindlichen Austausch?
Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!

 

 

Quellen:

Positionspapier Zero Trust 2023 – BSI (aufgerufen am 10.08.2025)

Zero Trust Maturity Model 2.0: Reifegradmodell auf 5 strategischen Säulen – InfoGuard Blog (aufgerufen am 10.08.2025)

ZTA: Der Wechsel, den Ihr Unternehmen braucht – EBL – EBL (aufgerufen am 10.08.2025)

Security Consulting – InfoGuard Com-Sys (Produktinfos)

 

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